Demo gegen Leerstand in Rohrbach
Text: Konstantin Waldherr. Fotos: Reiner Herbold
Die Demonstration, an der knapp 100 Menschen teilnahmen, startete am ehemaligen Evangelischen Gemeindezentrum, das die Kirchenverwaltung vorsorglich mit einem Bauzaun abgesperrt hatte und das trotzdem einen traurigen Eindruck hinterließ. Weiter ging der Zug über den Rohrbach Markt zum ehemaligen Kindergarten St. Theresia, der genau vor einem Jahr, nach insgesamt 115 Jahren, seine Pforten endgültig schließen musste. Dort eröffnete Konstantin Waldherr, Vorsitzender des Stadtteilvereins Rohrbach, die Kundgebung mit einem vehementen Appell nun endlich der sozialen Verpflichtung nachzukommen und die Grundstücke nutzbar zu machen. Es sei frustrierend zu sehen, wie die Gebäude zum Teil schon seit Jahren vor sich hinvegetierten. Und auch andere Häuser, wie zum Beispiel das alte Diakonissenheim der Thoraxklinik in der Parkstraße, rotteten vor sich hin …
„Was ist in den letzten Jahren passiert? Natürlich kennen wir nicht alle Hintergründe der jeweiligen Prozesse…- aber aus unserer Perspektive: viel zu wenig! Dabei bräuchten wir in Rohrbach nicht nur dringend Wohnraum, sondern auch Kindergärten und Kindertagesstätten im Ortskern und Begegnungsstätten für Jung und Alt.“
Bei der Demonstration erinnerten die Beteiligten daran, dass Eigentum von Gebäuden auch eine soziale Verantwortung mit sich brächte.
Im Vorfeld der Veranstaltung waren Stadtteilverein, Kinderbeauftragte und SPD Rohrbach bei den verantwortlichen Akteuren jedoch größtenteils auf Unverständnis gestoßen. Die Antworten reichten von „Es läuft doch alles super und geht seinen Gang“ über „Wir sind gar nicht mehr zuständig” bis hin zu „Es gibt gar keinen Leerstand“… Am besten jedoch: „Leerstand sei juristisch gesehen ja der falsche Begriff, da es sich ja nur um einen vorübergehenden Zustand handele“ …
Das stellte – wen wundert es … – die Demonstrierenden natürlich nicht zufrieden.
Sinnbild dieser Entwicklung ist das bereits erwähnte ehemalige Gemeindezentrum der evangelischen Gemeinde! Im Zuge des sog. „Liegendschaftsprozesses im Dezember 2019 voreilig geräumt, anstatt vorausschauende Überlegungen und Übergabeprozesse im Blick zu behalten (wie zum Beispiel durch mögliche Zwischennutzungen o.ä.). Das Ergebnis: Leerstand seit fast vier Jahren!!
Und bis zum heutigen Tag existiert keine Baugenehmigung für das Areal, da der Gestaltungsbeirat der Pflege Schönau die vorgelegten Pläne ablehnte…
Die nächste Rednerin war Ruth Hildebrandt. Sie ist seit drei Jahren die Vorsitzende des Ältestenkreises der Melanchthongemeinde Rohrbach und seit etwa zwei Jahren die Vorsitzende der Stadtsynode. Sie wies darauf hin, dass der Verkauf des Gemeindezentrums, und des darin beherbergten Kindergartens, aus finanziellen Gesichtspunkten alternativlos gewesen sei und dass die evangelische Kirche in Heidelberg nach wie vor immerhin noch 15 Kindergärten betreibe.
Nächster Redner war der Ortsvereinsvorsitzende der SPD Bernd Knauber. Dieser bedauerte, nun bereits zum dritten Mal, mit demselben Transparent „Rohrbach braucht Kitas, die Stadt muss handeln“ demonstrieren zu müssen. Die Eigentümer der Grundstücke seien nicht bereit, sich zu bewegen, sondern ließen seit Jahrzehnten die Immobilien verfallen. Auch er wies auf die soziale Verantwortung der Eigentümer hin.
Die Kinderbeauftragte Barbara Pfeiffer, ehemalige Elternbeiratsvorsitzende der Kita St. Theresia, wies darauf hin, dass Kinder nicht warten können, bis die ehemaligen Träger sich neu sortiert hätten. Sie forderte, ein Jahr nach Schließung auch des zweiten Standorts, endlich Lösungen zu finden.
Da trotz Einladung kein städtischer Vertreter gekommen war (das Baurechtsamt gab eine schriftliche Stellungnahme ab) sprach Larissa Winter-Horn als Stadträtin und betonte, die Stadt sei sich der Verpflichtung durchaus bewusst, vermisse jedoch ein Entgegenkommen von Seiten der Grundstückseigentümer.
Konstantin Waldherr beendete die Kundgebung mit der Ankündigung, dass man weiterhin den Prozess aktiv begleite und sich auch wieder zu Wort melden werde, wenn man dies für nötig halte.
Die Demonstration endete mit dem Versprechen und der Forderung: „Wir verlangen Transparenz und das Gefühl, gehört und in den Prozess mitgenommen zu werden! wir bleiben dran und beobachten genau, was passiert!” …