Das Bistro Rabe schließt
von Hans-Jürgen Fuchs
„Die Baustelle hat uns definitiv gekillt“ titelt ein Bericht von Werner Popanda in der heutigen Rhein-Neckar-Zeitung. Im Zuge der Bauarbeiten am Rathausplatz sei es zu Umsatzverlusten von bis zu 95 Prozent gekommen, die nun einen Weiterbetrieb des Bistros nicht mehr erlaubten. Im vergangenen Winter sei der Umsatz „nur“ um 10 bis 15 Prozent zurückgegangen, was noch verkraftbar gewesen wäre, doch nun im Sommer, sei man auf die Außenbewirtschaftung angewiesen und diese sei wegen der Baustelle völlig ausgefallen.
Auch der Baustellenfonds hätte diese Verluste nicht auffangen können. Zudem würden die neuen Bäume künftig so eng beieinander stehen, dass das Bistro möglicherweise neues Mobiliar hätte anschaffen müssen, was finanziell nicht zu verkraften sei, zitiert die RNZ den Inhaber Alexander Rabe.
Kommentar
Die Schließung des Raben ist ein herber Verlust für Rohrbachs Zentrum. Eine Gaststätte dieser Art wird hier gebraucht. Und die beiden „Raben” gehören einfach dazu. Deshalb ist es mehr als verständlich, dass in den Kommentaren zur Schließung auf der RNZ-Facebook-Seite die Schließung heftig bedauert wird: „Der "Rabe" hat den Rohrbacher Ortsmittelpunkt belebt und muss jetzt wegen dessen „Verschönerung” schließen? Paradox. Und unfair.”
Ärgerlich und unfair sind aber auch Kommentare wie „Da baut man sich was auf und kein Mensch interessiert es … Wo ist da die Stadt und hilft?”.
Oder zumindest von Unkenntnis geprägt. Denn dass die Baustelle, die ja nur zum Teil der Verschönerung des Ortskerns dient, sondern in den „tiefergehenden” Teilen schlicht notwendig war, da die Versorgungsleitungen mehr als marode waren, dass diese Baustelle ein großes Problem darstellen würde, war uns vor Ort immer klar. Deshalb wurde auf Anregung des Stadtteilvereins ein Runder Tisch eingerichtet, an dem neben diesem das Amt für Wirtschaftsförderung, und die anliegenden Gewerbetreibenden vertreten waren, der Baustellenbeauftragte und der städtische Baustellenleiter. Bisher traf man sich unter Leitung der Wirtschaftsförderung fünf Mal. Neben konkreten Problemen, wie Schwierigkeiten bei der Anlieferung in die Geschäfte ging es dabei immer auch um deren wirtschaftliche Lage. Auch OB Würzner besuchte im Mai die Baustelle und im August der 1. Bürgermeister Stadel. Außerdem fand ein großes Baustellenfest statt, organisiert von den anliegenden Geschäften, aber kräftig durch das Amt für Wirtschaftsförderung unterstützt.
Dass das Bistro Probleme hatte, war uns bekannt, nicht aber, dass es existenzielle Probleme waren. Auch bei der letzten Sitzung des Runden Tischs Ende Juli haben Rabes dazu nichts gesagt. Vier Wochen später erfuhren wir, dass das Bistro geschlossen ist. Vielleicht hätte die Stadt ja doch noch andere Möglichkeiten gehabt zu helfen? Ich hatte jedenfalls immer den Eindruck, beim Amt für Wirtschaftsförderung auf offene Ohren zu stoßen. Dazu hätte die Stadt aber den wirklichen Ernst der Lage kennen müssen. Ich kann nicht beurteilen, ob das der Fall war – uns am Runden Tisch ist dieser jedenfalls so nicht vermittelt worden …
Und eines möchte ich den Kritikern in den Online-Foren gerne noch sagen: Es ist immer leichter am grünen Mousepad zu sitzen und die bösen Ignoranten zu kritisieren. Leichter jedenfalls als selbst etwas zu tun. Ehrenamtlich zum Beispiel. Oder wenigstens indem man ab und zu selbst auf ein Bier ins Rabe geht.
Dann gäbe es das Bistro vielleicht noch …