Die Rohrbacher Kerwe 2023
von Hans-Jürgen Fuchs (11.09.2023)
„Früher war alles besser“ …
…hörte man 2-3 Mal bei der diesjährigen Kerwe in Rohrbach. Diese Leute kennen aber häufig nicht die veränderten Rahmenbedingungen und Vorgaben der letzten Jahre, die alles in ein deutlich engeres Korsett zwängen: striktere Hygienevorschriften, deutlich gestiegene Kosten für Equipment und Ausstattung, mittlerweile notwendige Absperrmaßnahmen, lärmempfindliche Nachbarn … und dann auch noch die Konkurrenz: Jede Menge kommerzielle und nichtkommerzielle, aber staatlich bestens geförderte Institutionen konkurrieren um die Gunst des Publikums. Braucht es da noch ehrenamtlich organisierte Veranstaltungen im Stadtteil?
Ja, die braucht es noch. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Rohrbacher Kerwe. Zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr treffen sich so viele und so unterschiedliche Menschen in Rohrbach an einem Ort. Hier ist alles vertreten: vom alteingesessenen weißen Mann (natürlich noch häufiger: der alteingesessenen weißen Frau) bis zum neueingetroffenen Studi aus dem CA. Und alle sitzen zusammen, hören Musik, trinken Bier, Wein, Säfte und essen Steaks oder vegetarische Klöße mit Pilzen. Deshalb: ja, diese Veranstaltungen sind für die Menschen vor Ort nach wie vor ganz wichtig.
Heute ist alles anders!
Aber natürlich haben sich die Bedingungen geändert. Nicht nur die oben beschriebenen Rahmenbedingungen, auch die Voraussetzungen, unter denen die Vereine die Kerwe durchführen können. Denn diese ist immer ein riesiger Kraftakt. Drei Tage lang müssen hunderte von Menschen verpflegt werden, muss es Musik geben und Spaß für die Kleinen, genauso wie Aktionen für die Alten. Und für die dazwischen. Das ist nicht einfach in einer Zeit, in der die Menschen immer stärker eingespannt sind in Arbeit und Familie. Nicht nur deshalb begleitet uns die Diskussion, wie eine Kerwe heutzutage aussehen kann, seit vielen Jahren. Eine Art Wendepunkt war das Festwochenende zur 1250-Jahrfeier. Obwohl das Wetter nicht die ganze Zeit optimal war, waren alle vom Festdorf begeistert. Aber es ist eine Sache, so etwas einmal zu organisieren und eine andere, das jedes Jahr zu tun. Und dann kam auch noch Corona und warf alles, was geplant war, über den Haufen. Aber zum Glück für uns in Rohrbach, gibt es hier einen Stadtteilverein, dem in den letzten Jahren nicht nur ein Generationswechsel gelungen ist, sondern der es auch geschafft hat, viele neue Menschen und Gruppen zu erreichen und in die neue Rohrbacher Traditionskerwe (so eine Wortverbindung muss man uns erst einmal nachmachen!) zu integrieren.
Und so haben wir jetzt eine Kerwe, die ganz anders aufgestellt ist, als es in den Jahrzehnten vorher gewesen war. So wie das heute organisiert ist, ist es möglich, dass sich auch kleinere Gruppierungen erfolgreich beteiligen. Neben den vielen Aktiven des Stadtteilvereins mit seinen Wein-Wasser-Weibern, den Herren vom Heimatmuseum, den Vorstands -und Beiratsmitgliedern und nicht zuletzt dem 1. Vorsitzenden Konstantin Waldherr, der in seiner Doppelrolle, als Verantwortlicher und Kerweborscht auftrat, engagierten sich so viele, dass ich gar nicht alle aufzählen kann:
- Bachewwer
- DJ der Jugenddisco Arthur Raess
- Fahnenabordnungen und Tanzpaare der Vereine
- Feuerwehr Rohrbach
- FG Rohrbach
- Heidelberger Volksbank am Cocktailwagen
- Jongleur Torsten Kaiser
- Jugendblasorchester Emmertsgrund
- Kansu Yazici und Astrid mit ihrem Kaffeestand
- Kerwekinder des HCC
- Metzgerei Sommer
- Rohrbacher Kinderstube
- Rohrbacher Kirchengemeinden
- Rotes Kreuz
- Sängerbund
- Sängereinheit
- Schützengesellschaft Rohrbach
- TSG Rohrbach
- Turnerbund Rohrbach
- Wilde Keiler
- Zauberer Magic Parastu
- Zumbatänzerin Hajnal Orvos
Und es ist gut!
Damit war das Feld der Engagierten breiter denn je. Und so konnte nicht nur die Kerwe gerettet, sondern das Angebot kontinuierlich erweitert werden, musikalisch wie kulinarisch. Erstmals seit Jahren gab es wieder ein richtig breites Kinderprogramm und auch für die Jugend gab es eine U-20-Party. Und natürlich wurden alle traditionellen Elemente beibehalten: die Eröffnung der Kerwe durch die 2. Vorsitzende des Stadtteilvereins, Karin Weidenheimer, mit unserer Weinkönigin Larissa II. Als Vertreterin der Stadt Heidelberg war Bürgermeisterin Stefanie Jansen gekommen. Die Rohrbacher Schützengesellschaft sorgte dafür, dass man weit und breit hörte, dass die Kerwe eröffnet war. Sonntags gab es den Kälbelestanz, den diesmal die Kantorei gewann, den ökumenischen Gottesdienst, die Jahrgangstreffen und nicht zuletzt den Abschluss mit der Schlumpelverbrennung.
Keine Angst: den wichtigsten Akt der Kerwe vergesse ich nicht: Die Kerweredd, wieder gehalten von Konstantin Waldherr, der dafür die Vorsitzendenkappe ablegte und die Mütze des Kerweborschts aufsetzte. Die Redd ist und bleibt ein absolutes Highlight der Rohrbacher Kerwe. Das zeigte sich nicht nur in der großen Anzahl Menschen, die sie verfolgten, sondern auch an dem großen Applaus, der immer wieder aufbrandete: hätten die Leute gesessen, hätte es Standing Ovations gegeben.
Neue Form
Weder immer stärkere Veränderungen im ehrenamtlichen Engagement noch weltweite Pandemien haben es geschafft, unsere Kerwe kaputt zu machen. So wie sie diesmal abgelaufen ist, kann man stolz feststellen: es ist eine neue, tragfähige Form gefunden. So kann es erst einmal weitergeben!
Herzlichen Dank allen, die zum Gelingen der Kerwe beigetragen haben.
Und: herzlichen Glückwunsch!
Impressionen von der Kerwe 2023
Fotos: Hans-Jürgen Fuchs, Christian Multerer, Susan Horn, Konstantin Waldherr (ein Klick auf ein Bild öffnet eine vergrößerte Ansicht)