Neue Untermieter im alten Rohrbacher Rathaus
von Silke Krämer
Die Turmfalken sind bereits vor zwei Jahren in den Glockenturm der Melanchtonkirche zurückgekehrt. Dank der Interessengruppe „Aktion Wildvogelschutz“ können die Tiere die Brutplätze im Kirchturm nutzen. Nun bietet Rohrbach einer weiteren bedrohten Wildvogelart Unterschlupf: Die Gruppe hat im alten Rohrbacher Rathaus Nistkästen für Mauersegler eingerichtet.
Das Gebäude scheint ideal zu sein: Auf dem Speicher des alten Rathauses befinden sich Dachluken, welche von außen im freien Flug gut für Mauersegler erreichbar sind. Nach eingehender Prüfung der örtlichen Gegebenheiten in Zusammenarbeit mit dem Amt für Gebäudemanagement, dem Umweltamt und dem Amt für Liegenschaften der Stadt Heidelberg konnte eine Genehmigung der Nistplätze erreicht werden. Die daraufhin erhaltene freundliche Zustimmung des Stadtteilvereins Rohrbach als Mieter des Gebäudes machte den Weg frei: Die Nistkästen konnten noch vor Beginn des Frühjahrs eingebaut werden.
Die Dachluken des Rathauses sind mit Lochblechen verschlossen, welche genutzt werden konnten, um die drei Nistkästen von der Hausinnenseite direkt anzubringen. Gleichzeitig gewährleisten die Lochbleche, dass keine Tiere ins Innere des Dachstuhls gelangen und diesen verunreinigen können. Nun heißt es abwarten und hoffen, dass die Mauersegler das neue, luxuriöse Wohnangebot bald entdecken und nutzen werden.
Denn: Es ist nicht gesagt, dass die Mauersegler den Nistplatz selbst entdecken. Meisen, Spatzen oder andere kleine Singvögel könnten jedoch als Lockvögel dienen. Besiedeln zunächst diese Vögel die Kästen, fungieren sie als eine Art „Wegweiser“ für die Segler. Die Entdeckung kann also Jahre dauern, aber einmal erfolgt, wird der Brutplatz mit einer gar jahrhundertelangen Treue gehalten und im kollektiven Gedächtnis der Segler fest verankert. Die dort ausgebrüteten und ausgeflogenen „Küken“ kommen immer wieder an den Ort ihrer Kindheit zurück, um dann ihrerseits für Nachwuchs zu sorgen.
Wenn Sie ab Mai auf der Rathausstrasse unterwegs sind, dann heben Sie doch einmal den Blick in den Himmel Richtung Rathaus und halten Sie Ausschau! Vielleicht können Sie ja den ein oder anderen Mauersegler entdecken. Akustisch erkennt man sie an ihren „srih“, „sprih“ oder hohen „swir-rir“ Rufen.
Info: Faszination Mauersegler (Apus apus)
Pünktlich zwischen dem 29. April und dem 1. Mai werden die Mauersegler aus ihren afrikanischen Winterquartieren zurückgekehrt sein und nach Brutplätzen suchen. Doch leider wird das Angebot an geeigneten Nistplätzen immer knapper durch Abriß, Dachsanierungen, Wärmedämmungsmaßnahmen u.Ä., sodass viele angestammte Brutquartiere in Altbauten, Kirchen und Burgen unwiderruflich zerstört sind, ohne dass Ersatz geschaffen wird. Glatte Fassaden und Flachdächer der modernen Architektur bieten leider keinen Ersatz mehr (siehe Bahnstadt).
Mauersegler haben eine Flügelspannweite von 38 bis 40 Zentimetern und sind somit deutlich größer als Schwalben, mit denen sie übrigens nicht verwandt sind. Die Flügel sind sichelförmig. Das Gefieder der Mauersegler ist rußschwarz schillernd, lediglich die Kehle ist grauweiß. Der Schnabel ist schwarz und die Füße sind schwärzlich fleischfarben. Mehlschwalben hingegen haben eine weiße Unterseite, die bis zur Kehle reicht und Rauchschwalben ebenso mit einer roten Kehle. Der Mauersegler ist ein Weitstreckenzieher und lediglich um die drei Monate von Mai bis Ende Juli, Anfang August bei uns. Den Winter verbringen die Mauersegler südlich der Sahara.
- Er frißt, trinkt, badet und schläft im Fliegen.
- Er findet das Baumaterial für sein Nest in der Luft, und sogar eine Paarung schafft er fliegend.
- Mit Spitzengeschwindigkeiten von 300 km/h gehört er zur Weltelite der Schnellflieger.
- Als „Wanderer zwischen den Welten“ ist er 9 Monate des Jahres unterwegs und legt dabei zwischen seiner Brutheimat und seinem Winterquartier in Südafrika Tausende von Kilometern zurück.
Bitte wenden Sie sich bei Interesse oder Fragen an: aktion_wildvogelschutz_rohrbach@gmx.de