Stadt verwirft Vorschläge zum Rathausplatz
von Hans-Jürgen Fuchs (15.03.2015)
Anfang Februar fand eine von und initiierte Begehung am Rohrbacher Rathausplatz statt. Dabei ging es um Mängel, die sich nach Fertigstellung des Platzes herausgestellt haben. Mehrere neuralgische Punkte wurden behandelt, die unter anderem auch deswegen entstanden, weil die ursprünglichen, vom Bezirksbeirat beschlossenen Pläne, im Bauprozess verändert wurden.
Grundsätzlich freuen wir uns sehr über die Umgestaltung, das ist auch im Stadtteil zu spüren. Allerdings haben vor allem der Quader und die „Verpollerung” zu sehr viel Unmut geführt. Wir denken, dass ein teilweises Zurückgehen auf die ursprünglichen Planungen die Akzeptanz der Baumaßnahme deutlich erhöhen würde und die ursprünglichen Ziele: Mehr Verkehrssicherheit und eine optische Aufwertung des Platzes besser umsetzen würde.
Als Vorsitzender des Stadtteilvereins appellierte ich deshalb an die Verantwortlichen, vor allem im Verkehrsmanagement, nicht nur flexible Poller zu setzen, sondern auch sonst die Regelungen im Lichte der zum Teil drastischen Erfahrungen der ersten Wochen seit dem Umbau flexibel zu sehen und Überregulierungen zu beseitigen.
Im Anschluss an die Begehung hatten wir einige Vorschläge zusammengefasst, wie unseres Erachtens der Platz nachgebessert werden kann. Diese Vorschläge wurden inzwischen von den damit befassten Ämtern geprüft. Und verworfen. Jedenfalls im großen und ganzen. Hier unsere Vorschläge und die Antworten des Tiefbauamts, die ich in einem Brief jetzt erhielt …
Poller vor dem Feinkostladen
Unser Vorschlag
Hier waren in der ursprünglichen Planung gar keine Poller vorgesehen. Die gesetzten sind alle umgefahren und durch Warnbarken ersetzt. Hinter den Warnbarken wird derzeit häufig geparkt – bis direkt an die Sitzbank. Vorschlag aus dem Stadtteil war, die Poller etwa 0,5 bis 1 Meter Richtung Sitzbänken zu versetzen und durch flexible Poller zu ersetzen. Damit würde der Radius der Kreuzung etwas vergrößert, was besonders an verkehrsintensiven Tagen wie dem Samstag die Situation entschärfen würde. Außerdem würde das wilde Parken vor den Bänken verhindert.
Antwort des Tiefbauamts
Dem Vorschlag, Pflanzkübel an der Einmündung Amalienstraße/Rathausstraße zu platzieren, können wir aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht folgen. Pflanzkübel würden die Sichtbeziehungen im Einmündungs-/Querungsbereich beeinträchtigen.
Kommentar
Dann hoffen wir mal, dass illegal parkende Autos (siehe Fotos) die Sichtbeziehungen zulassen …
Parken vor dem Feinkostladen in östlicher Richtung
Unser Vorschlag
Hier wurde regelmäßig quer zur Straße geparkt, so dass häufig und dauerhaft der südliche Fußweg zwischen Antiquitätenladen und Feinkostgeschäft für Fußgänger völlig versperrt war und diese auf die Straße ausweichen mussten. Wir schlugen vor an dieser Stelle einen Parkplatz an der Straße längs zu markieren und Querparken zu ahnden.
Kommentar
Das war eh vorgesehen und wurde inzwischen realisiert. Zum Glück halten sich mittlerweile die meisten Autofahrer an das vorgeschriebene Längsparken …
Poller Rathausstraße westlich der Platzeinfahrt (vor der Metzgerei)
Unser Vorschlag
Diese Poller waren in der Planung nicht vorgesehen. Ein großer Teil ist umgefahren oder durch Vandalismus zerstört. Der Vorschlag war, diese Poller ganz zu entfernen. Auch jetzt stehen hier häufig bereits Fahrzeuge in der Einfahrt zur Metzgerei und vor demr „Melodie”. Wir sind uns bewusst, dass nach einem Entfernen der Poller hier zu Stoßzeiten illegal geparkt werden würde. Für Fußgänger wäre trotzdem eine gefahrlose Nutzung des Bereichs möglich und die Falschparker müssten mit Strafzetteln rechnen. Das Entfernen der Poller würde aber ein Stück mehr des ursprünglichen Konzepts realisieren.
Antwort des Tiefbauamts
Die vorhandenen Poller sollen nun großteils durch die bewährten Flex-Poller ersetzt werden. Die Zahl der Poller insgesamt soll in diesem Zuge reduziert werden. Im westlichen Abschnitt des Rathausvorplatzes (bei Rathausstraße 39 bis 41) werden die Abstände zwischen den Pollern vergrößert und so deren Anzahl reduziert.
Poller in der Heidelberger Straße, östliche Straßenseite
Parkplatz für Menschen mit Behinderungen
Unser Vorschlag
Die Heidelberger Straße ist in diesem Bereich Sackgasse und verkehrsberuhigt. Fußgänger dürfen die Straße insgesamt nutzen. Poller auf beiden Seiten stehen dem ursprünglichen Konzept (shared space) entgegen. Sie sind optisch eine Zumutung und zudem dysfunktional. Zur Zeit stehen sie nur noch, weil sie zusätzlich durch Barken gesichert werden. Der Parkplatz für Menschen mit Behinderungen wurde von seinem früheren Platz nach Norden verschoben, hinter die Einmündung zum Seckenheimer Gässchen. Dadurch ist die Durchfahrt hier sehr eng. Zudem sind Menschen mit Behinderungen gezwungen, in die enge Straße hinein und wieder heraus zu manövrieren und die Wege zu den Geschäften sind weiter geworden.
Der Vorschlag war, die Poller auf der östlichen Seite der Straße ganz zu entfernen und den Parkplatz für Menschen mit Behinderungen wieder an die frühere Stelle, gleich an der Einmündung der Heidelberger Straße zu verlegen. Durch eine Ausschilderung als Parkplatz für Menschen mit Behinderungen würde der soziale Druck auf Falschparke sehr hoch. Der platz wäre die meiste Zeit des Tages wahrscheinlich frei, das Problem der umgefahrenen Poller gelöst – ohne Fußgänger zu gefährden.
Antwort des Tiefbauamts
Auch auf der Ostseite der Heidelberger Straße sollen die Abstände zwischen den Pollern vergrößert werden. Auf der Westseite der Heidelberger Straße können einzelne Poller entfallen, in dem zwei vorhandene Pflanzkübel in diesen Bereich gerückt werden. Die Zufahrt zum Platz muss allerdings weiterhin durch verschließbare Poller ermöglicht werden.
Im Zusammenhang mit der Abtrennung eines Schutzraums für Fußgänger nach der Einmündung Heidelberger Straße/Rathausstraße wurde der dortige Sonderparkplatz für Menschen mit Behinderung weiter nördlich, beim Seckenheimer Gässchen, platziert. Um die Zufahrt zum Seckenheimer Gässchen zu erleichtern, soll der Sonderparkplatz nun um eine Fahrzeuglänge in Fahrtrichtung verlegt werden.
Kommentar
Auf unseren Vorschlag, den Parkplatz wieder Richtung Rathausstraße zu verlegen, beschließen die Ämter, diesen noch weiter in die schmale Gasse zu schieben. Das ist mal eine interessante Form der Bürgerbeteiligung …
Steinquader an der Ecke Rathausstraße/Heidelberger Straße
Unser Vorschlag
Dieser Quader ist für rückwärtsfahrende Fahrzeuge schlecht zu sehen, was bereits zu mehreren Unfällen führte. Aktuell ist der Quader aus der Verankerung gerissen. Nach einhelliger Meinung stellt der Quader eine Gefährdung dar. Der Vorschlag ist, den Quader zu entfernen und durch eine flachen, trapezförmige Aufbau zu ersetzen, etwa in der Form wie die Fußplatten der Warnbarken, die z.Z. am Platz stehen.
Antwort des Tiefbauamts
„Der Steinquader ist als hochwertiges gestalterisches Element der Platzplanung realisiert worden und soll beibehalten werden. Um den Steinquader für Verkehrsteilnehmerinnen zukünftig besser sichtbar zu machen, soll dieser durch das Anbringen von (rot-weißen) Leitplatten kenntlich gemacht werden.“
Kommentar
Hochwertiges Element mit weiß-roten Leitplatten? Den Kommentar spare ich mir lieber …
Papiereimer direkt vor dem Rathauseingang
Wir hatten moniert, dass nach der hochwertigen Sanierung auch des Rathauses ein großer Mülleimrer direkt vor die Eingangsseite des Hauses gesetzt wurde und baten, diesen an einer anderen Stelle anzubringen. Die Platzierung widerspricht der Intention des Umbaus massiv.
Antwort des Tiefbauamts
Die Wahl des Einbauortes erfolgte nach vorangegangener Abstimmung der städtischen Ämter. Ein Verschieben des Standortes erfordert ein neues Fundament. Auch hier gilt, dass bei Segmentbogenverlegung jeder Eingriff zu einem Verlust des Verbundes der Steine zueinander führt und auch optisch wahrgenommen wird. Leider können wir Ihrem Anliegen nicht entsprechen.
Kommentar
Ein renoviertes Schmuckstück und davor ein Mülleimer. Und der Kerweborscht hält seine Redd und guckt dabei in den Eimer … Könnte man den Mülleimer nicht wenigstens durch weiß-rote Leitplatten verschönern?
War wohl nix!
Das Projekt „Rathausplatz” war unser Projekt. Wir, der Stadtteilverein, der punker, der Bezirksbeirat, haben das intensiv betrieben. Es war ein Projekt der Bürger. Bürgerbeteiligung im positiven Sinn. Im Verlauf des Bauprozesses wurden Änderungen an den ursprünglichen Plänen vorgenommen. Diese waren gut begründet – aber nicht immer sinnvoll. Nun ist der Platz fertig. Vor Monaten schon sind die Bauschilder entfernt wordem. Und seit Monaten ist er doch nicht fertig. Überall stehen Warnbarken herum, die Poller schützen, die die Fußgänger schützen sollen.
Als sich die Beschwerden aus der Bürgerschaft mehrten, Beschwerden, die bei uns landen, nicht bei den „Ämtern”, ergriffen wir die Initiative. Ich rief dazu auf, dem Platz eine Chance zu geben und initiierte gemeinsam mit dem usprünglichen Planer Uwe Bellm und Larissa Winter drei Begehungen am Platz – mit dem Verkehrsmanagement, dem Tiefbauamt, der Wirtschaftsförderung. Wir stellten eine Liste von Vorschlägen auf, die unseres Erachtens mitgeholfen hätten, die Situation zu bessern und die Akzeptanz der Baumaßnahme zu erhöhen. Ich denke, dass es sehr wohl möglich gewesen wäre, Aspekte der Verkehrssicherheit, ästhetische Aspekte und Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer besser aufeinander abzustimmen als im aktuellen Zustand.
Daraus wird nun nichts. Die städtischen Ämter verwerfen nahezu alle unsere Vorschläge rundweg. Demnächst wird sich zwar noch der Bezirksbeirat mit dem Thema befassen, aber ich habe da wenig Hoffnung, dass das zu einer Änderung der Haltung der Ämter führen wird.
Es ist jedenfalls interessant zu sehen, dass jenseits der großen, nach außen gut sichtbaren Projekte (Konversion) die Bürgerbeteilung bei der Stadt noch nicht angekommen zu sein scheint. Das was hier passierte war kein Zuhören und schon gar kein Dialog. Bei den Begehungen war von Seiten des Verkehrsmanagements noch nicht einmal die Rede davon etwas „mitzunehmen und zu prüfen”. Die Dinge waren einfach so. „Ermessensentscheidungen“ hieß das. Ohne Alternativen. Punkt.
Bürgerbeteiligung sieht jedenfalls anders aus. In einem anderen Zusammenhang schrieb ich einmal („DIe Vogonen und die Bürgerbeteiligung“)
„Trotzdem müssen Bürger auf dem Weg zu Entscheidungen mitreden können und gehört werden. Nicht weil ein Verfahren das vorsieht, sondern weil es zum Wesen einer lebendigen Demokratie gehört. Bürgerbeteiligung ist mehr als ein Regelwerk oder eine Abfolge von Verfahren – letztendlich ist wirkliche Bürgerbeteiligung eine Haltung, eine Kultur des Ernstnehmens der Bürger …“
Davon sind wir noch weit entfernt. Schade! Wir werden nun wohl auf Dauer mit einer Situation leben müssen, die unnötigerweise unbefriedigend ist. Da wurde eine Chance vertan!
Auf jeden Fall muss nun das Provisorium ein Ende haben und die Warnbarken müssen endlich verschwinden – nach Monaten … Und irgendwann hätten wir dann auch gerne mal Wasser im „Wasserelement“ …