„Wir wollen dir von Herzen danken, für deinen Einsatz ohne Schranken!”

Bei der Jahreshauptversammmlung des Rohrbacher Stadtteilvereins wurde der aus seinem Ehrenamt ausscheidende 1. Vorsitzende Hans-Jürgen Fuchs mit Lob geradezu überhäuft

von Werner Popanda

Wenn eine Devise in Rohrbach nicht gilt, dann diese: „Nicht geschimpft, ist genug gelobt!“ In der Tat wurde Hans-Jürgen Fuchs von den 72 Mitgliedern des Stadtteilvereins, die zur Jahreshauptversammlung in die Eichendorffhalle gekommen waren, mit Lobesworten nur so überschüttet.

Keine Frage, so etwas erlebt man dann, wenn ein 1. Vorsitzender seinen Rücktritt aus diesem Ehrenamt erklärt, auch nicht alle Tage. Folglich muss Fuchs in den siebeneinhalb Jahren, die er an der Spitze des Stadtteilvereins stand, Außergewöhnliches gelungen sein. Allerdings sollte hinzugefügt werden, dass er auch schon in den zwölfeinhalb Jahren zuvor kein stiller Betrachter des Geschehens in Rohrbach gewesen war.

Sondern vielmehr gemeinsam mit dem Rohrbacher Kulturverein „der punker“ ein überaus aktiver Gestalter des Geschehens in Rohrbach. Folglich leitete er denn auch nach einer beeindruckenden Fotoschau den rein verbalen Rückblick auf sein Engagement vor Ort so ein: „Wie wir also sehen, hat sich Rohrbach in den letzten 20 Jahren extrem verändert.“

„Für das“, fuhr er fort, „was wir gemeinsam erreicht haben, beneiden uns viele in Heidelberg, uns ist es gelungen, Rohrbach als lebendigen, vielfältigen, traditionsbewussten Stadtteil zu erhalten und fortzuentwickeln.“ Fuchs wäre aber nicht Fuchs, wenn er nicht einen dicken Wermutstropfen ausgemacht hätte, den er freilich schon mehr als einmal ausgemacht hat.

Auf den Punkt brachte er diesen so: „Da gibt es auf der einen Seite die dominierende Kultur der intellektuellen gehobenen Mittelschicht, die sich ihre kulturellen Bedürfnisse mit sehr hohen öffentlichen Zuschüssen finanzieren lässt.“ Und damit meine er nicht nur die traditionellen kulturellen Angebote wie Theater oder Festivals, sondern auch die sogenannten alternativen Angebote.

Jedenfalls werde diese Art der Kulturen vom Steuerzahler mit Millionenbeträgen finanziert, was aus seiner Sicht auch richtig sei. Doch gebe es „auf der anderen Seite die gewachsenen, traditionellen Kulturen, vor allen Dingen in den Stadtteilen“, die von den „kulturell dominierenden Schichten meist ignoriert, nicht angemessen wertgeschätzt und häufig sogar müde belächelt“ würden.

„Außer natürlich”, redete Fuchs Tacheles, „in den Sonntagsreden, in denen das Ehrenamt gepriesen wird.“ Doch eben diese Spaltung der Gesellschaft, die in der Gesamtgesellschaft als Stadt-Land-Gefälle bekannt sei, gehe auch durch Städte wie Heidelberg und sei seiner Überzeugung nach „brandgefährlich”.

Als Grund hierfür nannte er, dass besagte Spaltung nicht nur „ganze Bevölkerungsgruppen von der Förderung abhängt, von der materiellen Förderung genauso wie von der durch Wertschätzung“. Vielmehr sei diese „auch noch auf eine andere Art gefährlich, denn sie fördert die Zerstörung eines Teils unserer Kultur“.

Wie blendend sich gewachsene, traditionelle Kulturen in den Stadtteilen darstellen können, stellte gleich nach der Rede von Fuchs das Rohrbacher Musikensemble „Nachbarschaftskrach“ unter Beweis. Unter anderem auch mit einem Lied mit folgenden Textzeilen: „Du fuchsiger Hans-Jürgen, wir würden für dich bürgen, wir wollen dir von Herzen danken, für deinen Einsatz ohne Schranken!“

Mithin spürbar von Herzen kamen auch die Dankesworte der 2. Vorsitzenden Karin Weidenheimer und der Schriftführerin Erica Dutzi, die beide in ihren Vorstandsfunktionen einstimmig bestätigt wurden. Die Nachfolge von Fuchs soll erst im kommenden Frühjahr geregelt werden.

Fotos: Reiner Herbold und Werner Popanda