Einige Kühe auf dem Eis …

(27.3.2009)

von Hans-Jürgen Fuchs

Die Jahreshauptversammlung des Stadtteilvereins. Jedes Jahr derselbe, vom Vereinsrecht vorgeschriebene Ablauf: Rechenschaftsberichte, Entlastungen, keine Aussprache, Wahlen und Ehrungen.

Jedes Jahr der Höhepunkt: Der Jahresrückblick des ersten Vorsitzenden Bernd Frauenfeld. Irgendwo zwischen Jahresempfang und politischem Aschermittwoch. Der Rückblick entsteht am selben Tag nach einem ausführlichen Blick in die von Ludwig Schmitt-Herb verfassten Protokolle. „Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit Sonne und Regen” sah Bernd Frauenfeld in der Rückschau. Frühling mit Sonne alleine würd's im Moment auch tun!

Nicht nur einen Sommer tanzen

Erster Block im Rückblick ist immer der auf die Aktivitäten des Stadtteilvereins vom Sommertagszug über Kerwe bis Martinszug. Immer wieder betont Frauenfeld die Zusammenarbeit von Alt- und Jung, Neubürgern und Alteingessenen. Beispiel Kerwe: Hier engagierten sich auch Martinque, der NaBaKra und das Clowntrio PüRüDo. Jedenfalls Do. Pü und Rü waren leider nicht do. Dafür aber die neue Pfarrerin von Rohrbach-West, Sibylle Baur-Kolster, die auch gleich beim Kälblestanz mittanzte. Frauenfeld forderte, sie solle nicht nur einen Sommer tanzen…

Kühe auf dem Eis

Spannend wird es immer, wenn es um den allegemeinen Rückblick auf das Rohrbachjahr geht. Hier nennt der erste Vorsitzende die Brennpunkte und legt auch schon mal den Finger auf Wunden. Erstes Thema: Das Sanierungsgebiet. Eine Chance sei es für Rohrbach, so Frauenfeld. Man solle die Beratungsangebote wahrnehmen. Der Runde Tisch, der jetzt zum siebten Mal tagte, produziert allerdings mehr Papier als Ergebnisse. Auch für Frauenfeld sind der Worte genug gewechselt und er fordert nun Ergebnisse ein. Der Umbau am Rohrbach Markt schreitet voran. Frauenfeld lobt den Einsatz von Uwe Bellm und Klaus Weirich und kritisiert den Wandel der Einzelhandelsstruktur. Er appelliert an die gesellschaftliche Verantwortung der Hausbesitzer, bei der Vermietung auf ein niveauvolleres Angebot. Ein Dönerladen ist für Frauenfeld in Ordnung, eine Reihe davon macht seines Erachtens mittelfristig die Lebensqualität in Rohrbachs Zentrum zunichte. Wer wird dem Statteilvereinschef da inhaltlich widersprechen wollen? Einzig der Ton irritierte manchen: Das Pendel schlug ein wenig zu sehr Richtung politischen Aschenmittwoch aus. Man spürte das emotionale Engagement, das Frauenfeld auch beim Bericht zum nächsten Runden Tisch, dem zur geplanten Nordrampe, zu harrschen Worten trieb. Freundlich ausgedrückt sagte er, das Vorgehen der Stadt sei inakzeptabel gewesen, so könne man mit Leuten, die einen großen Teil ihrer Freizeit für ehrenamtliches Engagement opferten, nicht umspringen. Frauenfeld wandte sich vehement gegen Verantwortliche in Leimen und im Verband der Metropolregion. 2/3 der Leimer Nordumgehung verliefen über Rohrbacher Gemarkung, man sei hier der Nachbarstadt sehr entgegen gekommen und erwarte nun auch mehr Verständnis für die eigenen Belange.

Bernd Frauenfeld am Pult

Dass man in Heidelberg häufig zunächst plant und baut und dann erst überlegt, was mit dem Autoverkehr passieren soll, zeigt sich nicht nur an der Diskussion um Rohrbach-Süd, sondern auch an den Planungen für ein Einkaufszentrum im Bosseldorn. Auf dem Geländes des Getränkemarkts, der den Standort aufgibt, hinter und neben ALDI, soll ein sogenanntes Nahversorgungszentrum entstehen. ALDI bliebe dort, REWE zöge hin und ein Biosupermarkt und ein Drogeriemarkt kämen dazu. Das bisherige Gelände des REWE-Marktes würde mit Wohnungen bebaut. Die bisherige Verkaufsfläche würde dadurch mehr als verdoppelt. Auf entsprechende Fragen im Berzirksbeirat wurde klar: Die Planungen sind schon sehr konkret, aber ein Verkehrskonzept existiert (wieder einmal) nicht. Frauenfeld mahnte dieses einmal mehr an, jetzt, bevor der Bau beginnt, „sonst haben wir die nächste Kuh auf dem Eis”. Er forderte zudem, das neue Angebot dürfe die Entwicklung von Rohrbach Markt zum neuen/alten Zentrum Rohrbachs nicht gefährden.

Frauenfelds Ausblick betraf das Rohrbacher Vereinsleben und die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen. Das Niveau im Stadtteil sei hoch. Aber auch hier zeigten sich Schweirigkeiten, Nachwuchs zu gewinnen. Es gelte dran zu bleiben, nicht nachzulassen, das Niveau zu halten.

Beste Anlagen

Schatzmeister Michael Gail

Schatzmeister Michael Gail

Das Niveau zu halten, das war nicht das Problem Michael Gails, des Schatzmeisters des Vereins. Durch geschickte und konservative Anlagestrategien sei es 2008 gelungen, die Einnahmen und das Vermögen des Vereins zu steigern. Dafür wurde Gail, wie der gesamte Vorstand, einstimmig entlastet.

Schöne Aussichten

Überraschungen gab es keine bei den anstehenden Wahlen. Bernd Frauenfeld wurde genauso einstimmig wieder gewählt wie der dritte Vorsitzende, Ulrich Pfefferkorn, Schatzmeister Gail und der Beirat des Vereins. Hier, im Beirat, gibt es das einzige neue Gesicht. Für den ausgeschiedenen Gerrit Kaiser rückte Babette Hake in den Beirat nach. Schöne Aussichten, fand so mancher im Gremium.

Babette Hake

Schöne Aussichten im Beirat

Mit Babette Hake „sitzt nun eine Dame im Beirat, die bei manchen Themen dezidiert andere Meinungen vertritt” als Frauenfeld, ein Beweis für die schrittweise Öffnung des Vereins für andere Aktive im Stadtteil. Der Statteilvereinsbeirat besteht nun aus Uwe Bellm, Babette Hake, Renate Hammerstein, Karl Hemmerich, Barbara Hoffmann, Heide Kaltschmidt, Gustav Knauber und Wolfgang Späth.

Verdiente Ehre

Ein Highlight gab es zum Schluss: Für seine Arbeit im Stadtteilverein wurde der zweite Vorsitzende und scheidende Stadtrat Klaus Weirich zum Ehrenmitglied ernannt. Sichtlich überrascht und gerührt nahm dieser die Ehrung entgegen.

Frauenfeld zeigt auf Weirich

Frauenfeld und Weirich schütteln sich die Hände

Frauenfeld und Weirich umarmen einander

Frauenfeld und Weirich am Pult. Fraunfeld mit geschlossenen Augen

Fazit: Eine erfolgreiche und unterhaltsame Jahreshauptversammlung mit wenigen zu schrillen Tönen.

Natürlich: Hobeln ist wichtig! …

… aber man sollte auf seine Finger achten!

Diskutierende Gruppe nach Versammlungsende

Heimgehen wollte auch nach Ende der Versammlung so schnell keiner …