Applaus und Buhrufe – die Rohrbacher Kerwe 2016

von Hans-Jürgen Fuchs (8.9.2016)

Beim Fassanstich bei der Kerwe 2016

Das war eine merkwürdige Kerwe, die Rohrbacher Kerwe 2016. Es begann wie immer mit der Begrüßung durch den Stadtteilvereinsvorsitzenden am Rathaus. Der Schwerpunkt war diesmal die Kerwe selbst. Fuchs kritisierte das mangelnde Engagement im Stadtteil, das in der Tat die Kerwe gefährdet. Und kündigte an, dass der Stadtteilverein beschlossen hatte, 2016 auf die Verbrennung der Kerwe zu verzichten. In seine Rede hieß es:

„Der Grund ist aber nicht, wie manche vermuten, politische Überkorrektheit. Es stimmt schon, vor der letzten Kerwe wurden wir mit Hinweis auf brennende Flüchtlingsheime aufgefordert, auf die Schlumpelverbrennung zu verzichten.

Das haben wir nicht getan, denn wir halten es für völlig unangemessen, diesen Zusammenhang herzustellen.
Wie kann man die Barbarei eines realen Angriffs auf Menschen mit einer traditionellen Symbolik vergleichen?

Einer Symbolik, die uns allerdings selbst nicht mehr zeitgemäß erscheint. Bei der Auswertung der letzten Kerwe auf einer Sitzung des Stadtteilvereins gab es eine lange Diskussion und einen einstimmigen Beschluss, künftig auf die Schlumpelverbrennung zu verzichten. Die Kerwe soll künftig mit einer Verabschiedung der Schlumpel enden.

Ist das nun das Ende der Traditionskerwe? Gegenfrage: beim Kälblestanz gibt es seit langen, langen Jahren kein Kalb mehr zu gewinnen. War das Abschaffen des Kalbs etwa das Ende der Traditionskerwe?”

Dafür erntete Fuchs Applaus und Buhrufe – ein Novum auf der Rohrbacher Kerwe.
Die gesamte Eröffnungsrede können Sie hier nachlesen …

Nun folgte die berühmt berüchtigte Kerwe-Redd von Bernd Frauenfeld, bei der unter anderem „Verluschde” beklagt wurden: Die Metzgerei Rebmann hat geschlossen und die Gaststätte Zum Erbprinzen. Und Frauenfeld erinnerte an Sabine Rittmann, die uns nicht nur auf der Kerwe fehlt. Weitere Themen waren u.a. die geplanten Windkrafträder, Prof. Dr. Würzners neuer Titel und die AFD …

… und der neue Borschtpokal, mit dem Frauenfeld künftig Leute ehren will, „wos alle wisse solle, dass die net bloss schwätze sondern schaffe wolle.” Und der erste Preisträger ist der Organisator des wunderbaren Festzugs zur 1250-Jahrfeier Jürgen Ziegler: „Des Johr kriegt´n unser Zugabwickler, en Mords Applaus fer Jürgen Ziegler!”

Die gesamte Kerweredd 2016 können Sie hier nachlesen. So Sie des Kurpfälzischen mächtig sind.

Wie jedes Jahr, so zog man auch diesmal zum Kerweplatz. Die Schützen machten unüberhörbar klar, dass die Kerwe beginnt, die neue Vorsitzende des Turnerbunds, Bianca Flock, zeigte beim Fassanstich, dass Übung den Meister macht und die Meisterin sowieso und die Kerwe war damit eröffnet.

Die eigentliche Kerwe lief dann besser als erwartet und befürchtet. Der Besuch war viel besser als in den letzten Jahren, Kings Cross am Samstag und Christopher Wüst am Sonntag kamen gut an und der neue Platz für die Bühne war ideal. Die Stimmung auf dem Platz war gut. Thomas Müller von der TSG sagte, er habe noch nie so eine friedliche, harmonische Stimmung auf einer Kerwe erlebt wie am Samstagabend.

Und dann, ja und dann kam der Montagabend und der Abschied von der Kerwe – ohne Verbrennung. Die Rohrbach Jungs hatten sich genau überlegt, wie sie das machen wollen, kamen aber kaum dazu. Denn zum einen fehlte der HCC, der in den letzten Jahren das Abholen der Schlumpel am Rathaus begleitet hatte und 2016 nicht mehr spielfähig war, zum andern prallten auf dem Kerweplatz die Emotionen der Befürworter der Schlumpelverbrennung und die der Gegner heftig aufeinander, so dass die Kerwe 2016 disharmonisch endete.

Die Emotionen hinderten die Besucher aber nicht, noch sehr lange auf dem Platz zu bleiben. Waren die meisten 2015 direkt nach der Verbrennung gegangen, so saßen diesmal viele bis nach Mitternacht oder belagerten der Weinstand.

Das Nachspiel in der Presse und vor allem in den sozialen Medien dauert noch an. Da gab es Kritik, die nachdenklich macht, leider aber auch Posts unter der Gürtellinie, bei der der Stadtteilverein, der mit am meisten für den Erhalt der Traditionen in Rohrbach tut, in die Ecke desjenigen gestellt wurde, der am liebsten gleich alle Traditionen abschaffen will und Schweinefleischwürste, den Nikolaus und den Osterhasen gleich mit. Und die Schlumpel mit einer Burka versehen …

Stadtteilverein und Kerwevereine werden rechtzeitig vor der Kerwe 2017 die Kritiken eingehend diskutieren. Doch nun sollen sich erst einmal die Pulverdämpfe legen. Dann werden hoffentlich auch die Relationen deutlicher: Es gab Missstimmung und Ärger, aber jenseits des Konflikts um die Schlumpelverbrennung war es eine schöne, harmonische Kerwe mit bester Stimmung und einem Besuch, der die Erwartungen übertraf. Die Arbeit einer Unzahl Ehrenamtlicher in den Zelten, auf dem Platz, der Menschen aus Feuerwehr, Turnerbund, TSG, Stadtteilverein und die der Rohrbacher Jungs hat sich gelohnt. Danke dafür!

 

Impressionen von der Kerwe 2016

Fotos: Josef Scherhaufer und Hans-Jürgen Fuchs

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