Was ist denn schon normal?

Gelebte Inklusion im katholischen Kindergarten St. Theresia

Von Rebekka Duncker


Ein „etwas anderer Kindergarten“ – das steht nicht nur auf dem Tor zum Kindergartenhof, das spüren auch alle, die den Kindergarten „St. Theresia“ im Herzen von Heidelberg-Rohrbach betreten. Geht man hinein, betritt man eine bezaubernde kleine Welt, in der Kinder fröhlich spielen und basteln, gemeinsam singen und beten, essen, ruhen und die Natur erforschen. In dieser Welt ist jedes einzelne der 24 Kinder so wichtig und wertvoll, wie die vier dort tätigen Hauptamtlichen: Die beiden Erzieherinnen Veronica de Magalhães-Mayer und Silke Wiede, die bereits seit vielen Jahren die Kinder liebevoll begleiten und ihre individuellen Entwicklungsschritte fördern, und der Erzieher Daniel Bessler, der seit 2014 das Erzieher-Trio komplettiert und zeigt, wie wichtig auch männliche Ansprechpartner für Kinder in diesem Alter sind. Zu den Hauptamtlichen gehört aber auch Anna Kij, 23, Absolventin der Graf von Galen-Schule. Anna ist bereits im vierten Jahr als Hauswirtschaftskraft fest und unbefristet im Kindergarten St. Theresia angestellt. Und da ist sie nicht nur für den Küchenbereich zuständig, sondern sie begleitet die Kinder und das Erzieher-Team bei allen Entdeckertouren und lebt den Alltag im Kindergarten aktiv mit. Und die Kinder lieben sie.

Kindergruppe im Garten der Kita

Der Kindergarten St. Theresia strahlt eine große Offenheit aus. Diese Offenheit zeigt sich in der Vielfalt, die dort gelebt wird. Ob ein Kind katholisch oder muslimisch aufwächst, ob es blonde oder rote Haare hat, ob es schnell oder langsam laufen kann, ob es besonderen Förderbedarf hat oder nicht  – alle werden herzlich aufgenommen. Jeder hat seine Stärken. Und die Erzieher des Kindergartens greifen diese auf und sorgen dadurch für ein wundervolles Miteinander.

Regelmäßig dürfen Praktikanten in diese Welt hineinschnuppern, nicht selten sogar ehemalige „Theresien-Kinder“. Es kommen auch regelmäßig Schüler der Graf von Galen-Schule für ein Praktikum in den Kindergarten; dieses Angebot wird von den Lehrern dieses sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums dankbar angenommen. Vor einiger Zeit hatte Michael Kamuff, Lehrer der Graf von Galen-Schule, die Idee, auch dem Kindergarten etwas Gutes zu tun. Und so kam es, dass vier Tage lang Anfang Mai fünf Schüler im Alter von 16 – 19 Jahren mit zwei Lehrern nach Rohrbach fuhren und gemeinsam mit den Erziehern und Kindergartenkindern sowie dem Pastoralreferenten Claus Herting die Bäume des Grundstücks von Efeu befreiten und einen wunderschönen Teich anlegten. Und neben der gemeinsamen Arbeit wurde zwischendurch auch zusammen gegessen. So wurde gemeinsam eine kleine Oase geschaffen – und nebenbei Inklusion gelebt. Etwas anders – aber auch erfrischend normal.