Des Feld g´hert uns, die Finger weg!!

Kundgebung gegen Straßenbahndepot, Gasleitung und die Ausweitung g des interkommunalen Gewerbegebiets


von Hans-Jürgen Fuchs

Der Nachbarschaftskrach eröffnete die dritte Kundgebung gegen die Zerstückelung des Rohrbacher Felds. Die Coronabedingungen ließen leider keine Blasmusik zu, sodass der Auftritt ein simulierter war. Die Musik kam vom Handy über die Lautsprecher, die Musiker behielten die Masken auf und spielten nur als-ob. Lustig war’s trotzdem.

Für den Stadtteilverein sprach zunächst Karin Weidenheimer. Sie beschrieb, wie sich das Rohrbacher Feld seit ihrer Kindheit verändert hat große Teile des Fans, die früher der Landwirtschaft und Erholung dienten, sind inzwischen gebaut.

„Wenn wir nicht aufpassen, wird hier alles scheibchenweise zugebaut. Es wird immer nur um ein paar Felder oder ein paar Meter gehen. Zum Schluss ist auch diese Seite der B3 von Rohrbach bis Leimen zugebaut. Und wenn unsere Landwirte und Winzer aufgeben, dann wird man auch diese Flächen einer anderen Nutzung zuführen. Ich will hier keine Schwarzmalerei betreiben. Ich sehe nur, wie viele Äcker und Wiesen in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind und das darf nicht so weitergehen.”

Den Redebeitrag von Karin Weidenheimer können Sie hier nachlesen …

Im Anschluss an Karin Weidenheimer sprach Heinz Kaltschmidt. Auch er beschrieb, wie viel wertvolles Ackerland in den letzten Jahrzehnten im Heidelberger Süden verloren gegangen ist. Dabei handelt es sich um äußerst wertvolle Böden, mit die besten in Deutschland. Kaltschmidt, der unter anderem für den Obst, Garten und Weinbauverein sprach, ließ keinen Zweifel daran, dass die Bauern und Winzer mit aller Kraft versuchen werden, eine weitere Zerstörung des landwirtschaftlich genutzten Gebiets im Süden Rohrbachs zu verhindern.

„Naturschutz und Landschaftspflege mit den vielfältigen Funktionen in Artenschutz und Erholungsfürsorge für die Bürger basieren auf einer nachhaltig gesicherten Kulturlandschaft! Gerade an der strukturreichen Bergstraße dienen überdurchschnittlich viele Flächen dem Naturschutz und der Biotopvernetzung, wofür die Landwirtschaft Flächen bereitstellt, auf denen teilweise die Landwirte selbst, Artenschutzmaßnahmen umsetzen. Das Landschaftsbild ist an dieser wertvollen Nahtstelle zwischen Berg und Tal – zwischen Gewerbe, Landschaftserlebnis und Wohnen besonders sensibel. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass diese letzten wertvollen und für das Erscheinungsbild von gleich drei Stadtteilen prägenden Flächen erhalten bleiben und bitten auch die Politik inständig darum, dies bei ihren Entscheidungen zu bedenken!”

Die Rede von Heinz Kaltschmidt können Sie hier nachlesen …

Das betonte auch Philip Clauer, der zudem zurückblickte auf die Kämpfe gegen die Erdgasleitung vor 17 Jahren . Auch damals habe man anfangs das Gefühl gehabt, keine Unterstützung seitens der Stadt zu bekommen. Doch dann hätten sich Beate Weber, die damalige Oberbürgermeisterin, und Eckhards Würzner, damals Umweltbürgermeister kräftig für die Sache der Winzer und Bauern eingesetzt. So habe letztendlich der Bau der Gasleitung verhindert werden können. Er könne kaum glauben, dass das nun wieder losgehen soll. Und das in einer Zeit, in der allüberall versucht wird möglichst von fossilen Brennstoffe dem Weg zu kommen. „Sind die denn alle bescheuert, dass man so etwas wieder in eine Planung gibt“, fragte Philipp Clauer.

Ursula Röper, Gemeinderätin der Grünen, hatte als stellvertretende punker-Vorsitzende bei den ersten Kämpfen gegen die Gasleitung eine große Rolle gespielt. Sie hatte eine Unterschriftensammlung gestartet und gemeinsam mit Stadtteilverein und den Winzern gegen die Macht der gasproms gekämpft. Sie will im Gemeinderat mithelfen, dass es keine weiteren Flächenverluste in Rohrbach mehr geben wird und forderte die anwesenden Gemeinderäte auf, hier an einem Strang zu ziehen.

Impressionen von der Kundgebung

Cornelia Wiethaler, die für den NABU sprach, sah das genauso. Heutzutage sei der Bau der Gasleitung fast schon ein Anachronismus. Sie betonte, wie wichtig Landwirtschaft und intakte Biotope für die Artenvielfalt sind. Neben der Eraltung der Diversität und dem Schutz des Klimas ginge es heute auch um den Schutz der Gesundheit der Menschen. Die Planung für das obere Feldstunden stünden diesen Zielen diametral gegenüber.

Karin Weber, Bezirksbeiräten in Rohrbach, berichtete von einer Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Stadt von der Möglichkeit zu überzeugen, die Straßenbahnen auf dem bisherigen Gelände in Bergheim zu belassen. Die Initiative hat einen offenen Brief geschrieben, den Frau Weber verlass. Sie können ihn hier nachlesen …

Bis hierhin war uns das Wetter freundlich gesonnen. Doch nun zogen dicke Wolken auf und erste Tropfen fielen. Deshalb kürzte Uli Kaiser vom punker seinen Beitrag etwas, damit auch der wartende Kerweborscht noch zu Wort kommen konnte. Ulrich Kaiser hatte Transparente der Anti-Gasleitungsdemo von 2014 mitgebracht. Wer hätte gedacht, dass diese noch einmal gebraucht würden … Er wies darauf hin, dass man das Gelände abgesteckt habe, dass von den Baumaßnahmen betroffen wäre. Er beschrieb auch das Alternativgelände in Wieblingen, dass keinesfalls ökologisch wertvoller sei als das Rohrbacher Gelände. Diese Aussage beruhe auf einem Rechentrick der Stadt. Diese Stelle dem Wieblinger Gelände nicht die reale Situation in Rohrbach gegenüber, sondern tat in der Berechnung so, als wäre unser Gelände mit 400 PKW Stellplätzen bedeckt. Das erlaubt nämlich der Bebauungsplan … hat aber in der Realität nichts zu tun.

Den Abschluss der Reden bildete ein Beitrag von Konstantin Waldherr. Der Kerweborscht geißelte in scharf-sinnigen Reimen das Verhalten der Stadt und der politisch Verantwortlichen. Und er wiederholte seine Drohung aus der virtuellen Kerweredd 2020:

„Baut´s woannerschd, is ma worscht!
In Rohrbach hot´s fir eisch keen Zweck!!
Entschlosse sagt da Kerweborscht:
Des Feld g´hert uns, die Finger weg!

Mir werre in Verhandlung` trede,
mi`m Berg ä neii Ära präge!
Un kindische - ohn´ viel Gerede,
die Eigemeindungs-Schand-Veträge!!
Mi´m Boxberg un mi´m Emmertsgrund,
die jo vun Rohrbach mit abstamme!
Do gewwe ma gemeinsam kund:
was z´amme g´heert, wächst widder zamme!
in U´abhängischkeit vereine,
gemeinsam feiern, Gott wär des schääi!!
die Sunn däät hell, ja strahlend scheine!
unser´n Independance Day!”

Das Publikum dankte ihm mit kräftigen und lang anhaltende Beifall. Den gesamten Beitrag des Kerweborschts finden Sie hier …

Den Abschluss der Kundgebung bildete ein weiterer fiktiver Kurzauftritt des NaBaKra. Mit den Klängen von Bella Ciao ging die Kundgebung zu Ende und die meisten schafften es noch vor dem Regen nach Hause zu kommen.

Dem Stadtteilverein ist es gelungen, in nur zehn Tagen eine eindrucksvolle Veranstaltung auf den Weg zu bringen. 300-400 Menschen, Rohrbacherinnen und Rohrbacher aus allen Schichten, Alteingesessene und Neubürger standen zusammen und formulierten laut Stadt ihre Warnung: Finger weg vom Rohrbacher Feld.