Ist der Kindergarten St. Theresia bedroht?
Die Kirchen haben ist zur Zeit nicht einfach. Einerseits verlieren sie viele Mitglieder, andererseits haben vor allem die katholischen Gemeinden, Probleme bei der Gewinnung von Pfarrern. Da wundert es nicht, dass die Gemeinden aufgefordert sind, Einsparpotenziale festzustellen. So steht zum Beispiel immer auch der Gebäudebestand zur Diskussion. Das scheint nun auch die katholische Gemeinde in Rohrbach zu betreffen. Jedenfalls erreichen uns mehrere Anfragen, bei denen die Sorge geäußert wird, die katholische Kirche könnte den Kindergarten Sankt Theresia im Herzen Rohrbachs schließen.
Offenbar gibt es Überlegungen, den Gebäudebestand und auch die Aufgaben räumlich zu konzentrieren. Die Folge könnte sein, dass es in Zukunft nur noch einen katholischen Kindergarten in Rohrbach gibt. Und ein Teil der Verantwortungsträger in der Rohrbacher Gemeinde präferiert offenbar eine Lösung, bei der St. Theresia in Alt Rohrbach geschlossen würde und nur noch St. Benedikt in der Konstanzer Straße fortgeführt werden würde.
Das allerdings hätte zur Folge, dass es im alten Teil Rohrbachs nur noch den Kindergarten der Melanchthongemeinde Paula Heck gäbe und die Kinderkrippen der Rohrbacher Kinderstube. Alle anderen Rohrbacher Krippen und Kindergarten wären im Westen: der evangelische Kindergarten in der Baden-Badener Straße, der im Lindenweg, der der freien christlichen Gemeinde in der Felix-Wankel-Straße, die Bewegungskrippen und der Sportkindergarten der TSG in der Fabrikstraße, der Felix-Wankel-Straße und im Erlenweg, die Rohrspatzen in der Straße Am Rohrbach, die Pusteblumen-Kindergärten der Lebenshilfe, die Kinderkrippe und das Kinderhaus der Montessorischule und die städtische Kindertageseinrichtung im Breisacher Weg. Für den Osten Rohrbachs wäre das fatal. Zwar gibt es hier kein großes Neubaugebiet, aber viele Häuser im alten Kern wechseln die Besitzer und junge Familien mit kleinen Kindern ziehen ein. Für Sie ist das Angebot jetzt schon bei Weitem nicht ausreichend. Eine Schließung von St. Theresia würde das Problem noch verschärfen. Deshalb sollten die Verantwortlichen in der katholischen Kirche ihre Entscheidung gut überlegen.
Zudem würde die Schließung von St. Theresia das Ende eines sehr alten und profilierten Kindergartens bedeuten, eine Kindergartens im Herzen Alt-Rohrbachs, der sich auch durch seine inklusive Arbeit auszeichnet.
Nach unseren Informationen findet am Sonntag, den 17. September 2017, nach dem Gottesdienst, im Gemeindehaus in der Rathausstraße von 12.30-14.30 Uhr eine Versammlung der katholischen Gemeinde statt, bei der u.a. auch über die Pläne und Möglichkeiten gesprochen werden soll.
Von Seiten der Eltern von St. Theresia, Laura Brinzan, erreichte uns folgende Stellungnahme:
„Theresien-Kinder“, ehemalige und derzeitige mit ihren Eltern, Gemeindemitglieder von St. Johannes, sorgen sich um den Erhalt und den Ausbau des Kindergartens St. Theresia im Herzen Rohrbachs …
Nicht nur die Eltern der Kindergartenkinder vom St. Theresia Kindergarten in Rohrbach waren von dem Plan alarmiert, das Grundstück, auf dem sich der Kindergarten befindet, zu verkaufen. Im Jahre 2014 wurde im Auftrag der Gemeinde St. Johannes eine Machbarkeitsstudie erstellt, welche in 5 Szenarien zeigt, wie die Gebäude, die sich in Besitz der Gemeinde befinden, verkauft oder genutzt oder umgebaut werden können. Der damalige Pfarrgemeinderat bevorzugte die Variante, welche u.a. den Verkauf des Kindergartens vorsieht. Die Kindergarten-Gruppe würde im Zuge des kompletten Neubaus des Gemeindezentrums St. Benedikt in den Hasenleiser verlegt werden. Doch nicht nur das Gebäude des Kindergartens, sondern auch die umliegenden grünen Flächen, wären beim Verkauf inbegriffen. Eine definitive Entscheidung steht aus; sie obliegt dem Stiftungsausschuss der Stadtkirche.
Es geht hierbei nicht einfach nur um die „Verlegung“ von 24 Kindergartenplätzen. Eine Weinrebe, die tief in ihrer Heimaterde verwurzelt ist, kann nicht ohne Schaden umgesetzt werden – sie stirbt ab. So kann auch das Besondere dieses Kindergartens, ein Zusammenspiel verschiedenster Faktoren, nicht einfach transferiert werden.
Für den kleinen, besonderen, „etwas anderen“ Kindergarten spricht eine lange, 110-jährige Tradition; sie verbindet diesen Kindergarten mit der Geschichte Rohrbachs. Der Kindergarten wurde 1907 von Franziskanerinnen gegründet und hat 2 Weltkriege überlebt. Diese Kontinuität ist gewiss den Formen des Umgangs der Kinder und ErzieherInnen miteinander und untereinander zu danken; jahrelange Erfahrung, hohes Engagement, originelle Aktivitäten haben prägend gewirkt. Besondere Umstände: die Lage, Grünflächen und eigener Garten – heute vom Kindergarten genutzt und gepflegt, Verbindungen zum Stadtteil, die Größe der Kindergartengruppe – alle diese Komponenten sind in besonderer Weise aufeinander eingestimmt. Die Machbarkeitsstudie berücksichtigt nichts von alledem. Lange Wartelisten für einen Kindergartenplatz belegen Begehrtheit und Beliebtheit des Kindergartens St. Theresia.
Eltern, die besonderen Wert auf frühkindliche Erziehung ihrer Kinder legen, wissen die genannten Qualitäten zu schätzen. Die Nachhaltigkeit dieser Erziehung und deren Wertschätzung erweist sich am Einsatz ehemaliger Kindergartenkinder, die inzwischen erwachsen sind und mancher dankbarer Eltern, deren Kinder einst den Kindergarten besuchen durften. Sie unterstützen den Erhalt und Ausbau des Kindergartens. Beispielsweise würde eine Erweiterung auf 2 Gruppen bestehende Elemente aufrechterhalten; noch mehr Kindern könnten die Vorteile der Einrichtung zuteilwerden. Massenbetreuung wäre, getreu dem Konzept des Kindergartens, ausgeschlossen.
Weshalb sollte Rohrbach auf seinen traditionsreichen Kindergarten verzichten?
Hasenleiser ist bekannterweise ein rasant wachsender Stadtteil und die Einrichtung benötigter Kindergärten verständlich. Eine Verlegung des St. Theresia Kindergartens in den Hasenleiser hätte für Familien mit Kindern in Alt-Rohrbach erhebliche Nachteile (Zeitaufwand, längere Wege, erhöhte Verkehrsrisiken). Es bliebe nur der evangelische Kindergarten am Heiligenberg übrig. Einen weiteren Kindergarten in Alt-Rohrbach gäbe es dann nicht.
Eine Vergrößerung bzw. ein oben erwähnter Ausbau des St. Theresia Kindergartens ist laut einer Variante der genannten Machbarkeitsstudie möglich. Das „gute alte Haus“ mitten im Herzen Rohrbachs, welches den Kindergarten St. Theresia beherbergt, ist nicht nur äußerlich schmuck; seine Lage begünstigt auch eine intensive Teilnahme am Leben des Stadtteils. Durch zahlreiche Aktivitäten, die vom Kindergarten ausgehen, werden Kontakte im Stadtteil geknüpft und aufrechterhalten. Besuche der Kindergartenkinder in umliegenden Geschäften und Betrieben (z.B. bei der Metzgerei Sommer, dem Restaurant „Roter Ochse”, dem Weingut Winter, der Änderungsschneiderei „Leyla”, der Reinigung Fischer) tragen zu guter Nachbarschaft und zur Lebensvielfalt in Alt-Rohrbach bei. Bei alledem kommt der praktizierte Glaube nicht zu kurz, etwa wenn die Kinder singend mit ihren Kerzen zur benachbarten Kirche St. Johannes ziehen.
Am Sonntag, den 17. September 2017 findet, nach dem Gottesdienst, im Gemeindehaus in der Rathausstraße von 12.30-14.30 Uhr eine Gemeindeversammlung statt. Hierbei wird auch über den Stand der Dinge berichtet.
Kommentar von Fuchs |
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